Die Traun bei Traunstein – eine Reise wert HFFlogo
Gewässer :
Traun
Übernachtung:
Fremdenverkehrsamt Traunstein
Ort:
Traunstein
Kartenausgabe:
Büchsenmacher-Geschäft Winkler in Traunstein
Zu befischende Streckenlänge:
ca. 4 km
Kartenpreis:
22,- Euro

Es sollte ein schöner Angelurlaub werden. Anfang Mai 2003 fuhren Günter und ich für fünf Tage nach Traunstein, um Forellen und Äschen nachzustellen. Für mich war es das erste Mal, mein Freund kannte die Strecke bereits von früheren Fahrten. Neben vier Tagen Traun stand zu Anfang noch ein Tag an der Alz auf dem Programm, sozusagen zum Üben. Da dieser Tag ohne echte Höhepunkte verlief, gehe ich nicht weiter darauf ein. Nach der doch ziemlich langen Fahrt in Traunstein angekommen bezogen wir erst einmal Quartier in einer netten, lauschigen Pension, einige Kilometer außerhalb (Unterkunftsmöglichkeiten am besten über das örtliche Fremdenverkehrsamt besorgen). Danach ging es gleich zum Wasser, um die Lage zu studieren. Wie kaum anders zu erwarten war, war der Wasserstand extrem niedrig, schließlich hatte es wochenlang kaum geregnet. Durch das Jahrhundert-Hochwasser im Vorjahr hatte sich außerdem das Flussbild anscheinend grundlegend verändert, so dass viele der Stellen, die in den vergangenen Jahren erfolgreich waren gar nicht mehr existierten. Dafür waren meterhohe Kiesbänke aufgeschichtet worden. Einige Angler berichteten denn auch, dass „kaum etwas ginge“. Es hieß also: Suchen und Probieren – und das taten wir.

Die Strecke: Befischt haben wir die sogenannte „Stadtstrecke“, d.h. den Abschnitt der Traun, der durch Traunstein hindurch führt. Oberhalb davon liegt die Strecke, die von Rudi Heger bewirtschaftet wird. Beide Strecken sind durch ein Wehr getrennt. Flussabwärts kommen ca. 4km abwechslungsreiches Wasser mit vielen Rieselstrecken, tiefen Rinnen und einigen großen Pools. Das untere Ende bildet ein hoher Viadukt.

Das Fischen: Das Wasser war kristallklar und kalt. Waten war aufgrund des niedrigen Wasserstandes kein Problem. Das breite Flussbett ermöglichte in den meisten Fällen ein problemloses Werfen. Wären da nicht die sehr unterschiedlichen Strömungsverhältnisse, das Fischen wäre kinderleicht gewesen. So aber boten sich eine ganze Reihe von Stellen, die kaum oder nur sehr schwer zu befischen waren. Besonders herausfordernd waren eine Reihe aufeinander folgender Pools am Ende der Strecke. Dort schoss das Wasser mit hoher Geschwindigkeit aus einer Rieselstrecke über ein paar große Steine in den Pool, der sofort auf etwa 2Meter Tiefe hinunterging. Selbst extrem schwere Nymphen kamen hier nicht zum Boden. Und so blieben eine Reihe von Bachforellen um die 30 cm die einzige Ausbeute, aber auf die hatten wir es nicht abgesehen. Weiter in der Mitte der Strecke boten breite Flussabschnitte mit einzelnen tieferen Rinnen und Gumpen eine spannende Fischerei. Größere Steine im Wasser sorgten zusätzlich für eine Vielzahl idealer Standplätze.

Und, ging 'was? Ja, es ging 'was. In den vier Tagen haben wir zusammen 45 Fische gefangen, davon 20 über 30cm. Spitzenreiter war eine Regenbogenforelle von 48cm, die mir am zweiten Tag auf eine Märzbraune ging. Den Drill von 15Minuten am 14er Vorfach werde ich sicher noch lange in Erinnerung behalten, war es doch meine erste Forelle über 40cm. Gleich darauf kamen eine Äsche von 45cm und eine Bachforelle von 44cm, beide von Günter gelandet. Am Vorfach waren hierbei eine Buck Caddis bzw. eine Fasanenschwanz-Nymphe. Diese drei Fliegen machten die Hauptzahl unserer Fänge aus. Daneben erwiesen sich Eintagsfliegen-Nymphen vom Typ Ecdyonurus als erfolgreich, wenn sie, mäßig beschwert, in flachen Rieselstrecken gefischt wurden.

„Technische Daten“: Die Strecke ist gemessen an den Fischen, die gefangen werden können sehr günstig. Eine Tageskarte kostet 22 Euro, zu beziehen über das Büchsenmacher-Geschäft Winkler in Traunstein. An einem Tag können bis zu vier Fische entnommen werden, auch Äschen sind nicht geschont. Das Schonmaß für Forellen ist mit 26cm leider sehr niedrig angesetzt, unser persönliches Maß lag bei 30cm und auch davon haben wir eine Reihe von Fischen wieder zurückgesetzt. Äschen haben ein Mindestmaß von 35cm. Dass die Strecke durch die Stadt bewirtschaftet wird, birgt allerdings auch Nachteile. Zwar konnten wir keine Mängel im Besatz feststellen, aber das Fischen ist nicht auf Fliegenfischen beschränkt. Kunstköder und selbst eine tote Koppe sind erlaubt. Seit diesem Jahr werden innerhalb der ersten zwei Wochen nach Saisonstart (1. Mai) nur zwei aufeinander folgende Tageskarten abgegeben. Da wir vor Inkrafttreten dieser Regelung gebucht hatten, kamen wir noch in den Genuss von vier Tagen Fischerei. Insgesamt ist die Zahl der Tageskarten auf sechs pro Tag beschränkt.

Fazit: Wir hatten eine wunderbare Fischerei mit vier Tagen knalligem Sonnenschein und guten Fischen. Fairerweise muss man aber wohl sagen, dass dies wohl eher ein Ausnahmejahr war. In den Jahren zuvor führte die Traun nach Günters Berichten deutlich mehr Wasser, bis hin zu Hochwasser in dem kein Fischen mehr möglich war und auch die Fangerfolge lagen deutlich niedriger. Die Schattenseiten der Strecke sind ebenfalls klar. Es ist vermutlich nicht jedermanns Sache mitten in der Stadt zu fischen – landschaftlich gibt es bestimmt reizvollere Gegenden. Die großzügigen Regelungen verhindern vermutlich auch, dass wirklich große Fische in nennenswerter Anzahl aufkommen.

Unterm Strich halte ich die Traun für ein attraktives Gewässer, wenn man neben dem sportlichen Reiz auch hin und wieder gern mal einen Fisch für die Pfanne mitnehmen möchte. In diesem Sinne
Tight lines
Peter Eckerle