Clubtour an die Ybbs in Opponitz im Mai 2022
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Bericht von Bastian Wormuth mit Bildern von Bastian Wormuth, Rainer Deuerling, Klaus und Peter Paulini

Fünf Heartlander mal wieder in Opponitz

Corona scheint komplett überwunden, Reisen scheinen wieder normal zu werden. Also haben sich ein paar Heartlander auf den Weg gemacht, um zum ersten oder wiederholten Male eines der schönsten Gewässer Europas zu besuchen und zu befischen: Die Ybbs ist europaweit bekannt als teures, aber sehr gutes Gewässer in sehr gutem Zustand und in traumhafter Umgebung. Bekannt aus den Erzählungen der Kundigen und vielen Beiträgen in der Fachpresse für Fusselpeitscher habe ich mich dieses Jahr entschieden mitzufahren. Als dann noch das parallel geplante Vater-Söhne-Wald-Wochenende wegen Corona-bedingter Pleite des Veranstalters ausfiel, fiel die Entscheidung leicht das Geld statt dessen an einen Bach nach Niederösterreich zu tragen.


Das Gepäck ist schon bereit.


Im Orphee in Regensburg


gab es sogar Musik und


die Rechnung auf der Tischdecke!

Peter, Klaus, Thomas, Rainer und ich fuhren über einen Brückenfeiertag die mühsame (zumindest für den Fahrer) Strecke aus Hessen in den Süden. Ein Stopover in Regensburg bescherte Rainer Studiennostalgie und uns allen ein sehr nettes, französisch angehauchtes Mittagessen inkl. Stadtführung.

Das Tal der Ybbs ist auf den erste Kilometern wenig beschaulich und durch Handel und Industrie geprägt, aber wenn man das hinter sich gelassen hat öffnet sich ein relativ enges Tal mit einer sehr schönen Voralpenkulisse. Die Berge gehen selten über die Baumgrenze und unten im Tal fliesst die glasklare Ybbs. Sie ist meist an den Ufern durch Steinschüttungen befestigt, bewegt sich in diesem Rahmen aber relativ natürlich, man kann an vielen Stellen die Veränderungen durch die Hochwasser sehen. Z.T. ist das Flussbett sehr felsig, in diesen Bereichen sind oft tiefe Rinnen oder Löcher entstanden. An anderen Stellen verläuft sie sehr flach und ruhig. Waten ist meist sehr gut möglich, jedoch gibt es auch viele Stellen wo ein Queren unmöglich oder eine besondere Herausforderung ist - mit starker Strömung ist überall zu rechnen.


Der Brückenpool!

Der Reisetag war kein Fischtag, daher haben wir erstmal ein paar Spots angeschaut und gestaunt.


Gruppenbild von hinten

Danach wurde Quartier bezogen und beim Fischereiaufseher die reservierten Karten abgeholt. Wir hatten pro Fischtag zu fünft einen Abschnitt. Diese waren jeweils so lang, dass man sich nie im Weg stand. Dann wurde zu Abend gegessen, regionales Vokabular gelernt und Bier, Rot- und Weisswein einem Direktvergleich unterzogen.

Nach einem entspannten Frühstück - ja, kein "ich muss vor dem Frühstück am Wasser sein und gedrillt haben" - sind wir an den ersten Spot gefahren, haben kurz besprochen wer wo startet und uns umgezogen. Die große Frage der Fliegenwahl wurde zwar vor dem Trip intensiv besprochen, da es ganz klare Perspektiven auf die Sache gab: "an der Ybbs fischt man per se mit der Trockenfliege" vs. "endlich mal ein Salmonidengewässer wo man streamern darf". Also Puristen im Dialog mit Spinnfischern (Zitat Ende). Da Peter ein T-Shirt mit classic trout flies trug und hier ein Muddler abgebildet war (in der Mitte), habe ich mich ganz klar zu der Puristen gezählt und war als Erster mit meiner klassischen Puristenrute, einer Micro Skagit Switch und einem Muddler am Wasser. Die Kurve mit einem Pool dahinter war ein Lehrbuchspot, Wurf ans andere Ufer, absinken lassen, Swing in die Strömung und zack die Rute ist krumm. Ein stramme Bachforelle machte deutlich, wie gut sie die Strömung nutzen kann und liess sich aber nach einigen Minuten überreden ins flache zu kommen. Nach dem Release stand sie noch etwas im Flachen und liess sich fotografieren.

Zwei Würfe später war die Rute wieder krumm, noch eine Bachforelle. Mein Tag war somit schon mal sehr gut gestartet. Nachdem ich diese Stelle 1h beangelt hatte, konnte ich 4 gelandete und 5 verlorene Fische zählen, keine davon unter 35cm, die beste an die 50. Grund für ein Durchatmen, Ablegen des Pullovers und Aufsaugen der Landschaft. Naturporno war meine erste Assoziation. Einfach eine sehr, sehr schöne Landschaft, ein tolles Gewässer und eine tolle Fischerei.

Unterhalb schloss sich ein breiter, ruhiger Bereich an. Auch hier funktionierte der Muddler, nur waren hier meist handlange Regenbogenforellen unterwegs, die sehr bemüht waren, aber nicht immer hängenblieben. Eine Pheasanttail funktionierte besser, jedoch fühlte es sich nicht gut an so viele kleine Fische zu haken - Luxussorgen. Diese Strecke war Fliegenfischen wie im Bilderbuch: man konnte quasi überall waten und dann rechts, links an der Rinne, oberhalb oder unterhalb Fische anwerfen. Die meisten sah man vorher und einige verrieten sich durch Steigen. Nach ca. 3h trafen wir uns am Auto. Alle waren zufrieden, die Puristen und die anderen. Es gingen schöne Äschen auf Trockenfliegen, Forellen auf Nassfliegen jeder hatte gut gefangen.


Gut gedrillt und erfolgreich gelandet. Petri ToM!


Klaus bester Fisch mit 56 cm

Klaus und Peter versuchen es nochmal am Brückenpool:


Mit Erfolg!

Nach einem schnellen Mittagssnack am Auto verteilten wir uns um einen sehr tiefen Pool an einer Steilwand.

Der Pool war direkt hinter eine Stromschnelle und mind. 3m tief, da kam man nicht einfach so runter. Nachdem Rainer direkt am Pool erfolgreich war und ich oberhalb erfolgreich Äschen verscheucht hatte, konnte ich im Pool mit sinkendem Polyleader noch ein paar Fische überreden mitzuspielen. Mit Ausnahme der Äschen sahen die Fische sahen oft nach Besatz aus, die kleinen Regenbogen die man quasi überall erwischen konnte waren nach Angaben des Bewirtschafters dosiger Nachwuchs.
Auch wenn wir nicht früh gestartet waren, so wollten wir doch effektiv sein und haben am weiteren Nachmittag 3 weitere Spots beangelt. Zuletzt waren wir direkt in Opponitz unterhalb der Brücke, in Sichtweite des Gasthofes. Rainer und Tom fischten weiter puristisch korrekt und erfolgreich und ich begab mich unter die Brücke, denn da standen viele gute Forellen, die als unfangbare „Semmelfische“ bekannt waren. Nordlichter kennen das Wort ja nicht, daher hab ich es einfach ignoriert und meinen Muddler quer über die Rinne ins Blickfeld der Teigfresser geworfen. 4 konnte ich haken, aber alle konnten sich im Drill lösen, ein erst kurz vor dem Kescher. Nun ja … Luxussorgen.

30m stromab in der Rinne war eine sehr schöne 45 Bafo kooperativer. Da ich nun endlich auch mal auf Trockenfliege fangen wollte, folgte ich Rainer und Tom stromab und warf die vorab extra für die Ybbs gebundenen Muster nach steigenden Fischen. Aber … da tat sich garnichts. Keine Reaktion, kein Interesse, nicht mal ein Beäugen der Fliegen. Nach 4 verschiedenen Mustern legte ich den Puristenstatus wieder ab und warf meinen Muddler 45° zur Strömung, absinken, swingen, etwas strippen – Biss! Leider verloren … egal. Ein paar Schritte stromab, Wurf schräg zur Strömung, absinken, strippen – Biss und eine Refo kämpfte erbittert bis zum Kescher. Rainer stand etwas unterhalb und ich fragte mich, ob ich ihn schon störe. Augenscheinlich nicht. Also Wurf schräg zur Strömung, absinken, strippen … und das ganze nochmal. Die Micro Skagitrute und -schnur waren für dieses Setting ein Traum: keine Leerwürfe, 1x Schnur ablegen und zack ging alles wieder raus. 2 Würfe später bekam ich einen guten Biss und eine sehr engagiert kämpfende Refo, die Rainer für mich kescherte. Neben Rainer stehend machte ich dann noch ein paar Würfe, hatte 7 (?) Bisse und landete 3 Fische, es war wie im Bilderbuch. Ein in vielen Aspekten sehr sonniger Tag ging zuende.

Auch Klaus und Peter waren zuvor an dieser Strecke und vor allem Klaus hatte die richtige Fliege dabei: Einen kleineren Stimulator.


Drei Fische auf die ersten vier Würfe war schon mal eine Ansage!!


In der Schlucht, die wir an diesem Tag auch befischen durften, tat sich nicht mehr so viel, aber Landschaftlich ist es ein Traum. Kleine aber gierige Forellen gab es hier auch!!


Zeit für das Abendessen und schon waren wir halbtot im Bett!

Der Folgetag war etwas frischer, wolkig mit vereinzelten Regentropfen. Wir waren etwas stromauf in Hollenstein, wo die Angelei auch sehr schön war.


Peters ARE Switch und Bastians OPST Micro Skagit Switch.

Anfangs etwas mühsam und durch handlange Refos geprägt sammelten sich Peter, Klaus, Tom, Rainer und ich am Ende an der Brücke in Hollenstein, wo ich unterhalb einer Rausche noch eine Sternstunde erleben durfte. Mein Muddler wurde in 30min von 6 Bachforellen fast auf den blanken Haken runtergekaut und es ergab sich langsam ein Muster: direkt an den Rauschen stehen die größeren, um Auslauf die kleinen. Wir verbrachten an diesem Spot noch einige Zeit, Peter und Klaus fingen ebenfalls und ich konnte den Tag mit einer schönen Äsche (auf den Muddler!) beenden.


In Summe war es ein unglaubliches Naturerlebnis mit toller Fischerei. Man konnte an jeder Stelle die verdächtig aussah etwas fangen. Viele kleine, aber da dies ein Zeichen für eine natürliche Wachstumspyramide sein konnte, war dies auch nur gut. In Summe: ohne Worte, eine Kur für Geist und Körper!

Ich habe an den 2 Tagen nur mit wenigen verschiedenen Fliegen gefischt und nur mit Muddler Minnow und Pheasant Tail gefangen. Auch eine Erkenntnis.

Die Rückfahrt war dank eines Mitfischer mit Firmenwagen und Spaß beim Fahren sehr entspannt.
Danke an die Mitfahrer und -fischer!

Tight lines

Fliegenfischen in Opponitz

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