Gmundener Traun im Juli 2008 HFFlogo
Ein paar Impressionen von Nico Popp

Eigentlich wollte ich während unseres Urlaubs auch an der Roten Traun bei Rudi Heger fischen, da dort – wie auch an allen anderen Heger Strecken – geringer Befischungsdruck bestand, so lautete jedenfalls eine Anzeige. Da mir der Tag an welchem ich fischen wollte egal war, war ich guten Mutes unter der Woche ein paar ruhig Stunden zum Fischen zu finden. Es kam jedoch anders. Auf Anfrage war nicht nur jeder einzelne Tag unserer Urlaubswoche in der Roten Traun ausgebucht, sondern auch die Folgewochen. Ok, vielleicht Weisse Traun? Nein, auch ausgebucht! Deutsche Traun? Nicht's zu machen, jeder Tag ausgebucht… Soviel zum geringen Befischungsdruck.
Schade, denn auf die Traun hatte ich mich gefreut. Zum Glück viel uns ein, dass Gmunden nicht weit war und so fuhren wir kurzerhand für den Abschluss unseres Österreichurlaubes noch zu einem besonderen Highlight: die Gmundener Traun.

Und wenn man schon mal da ist, muss man natürlich auch im geschichtsträchtigen Waldhotel Marienbrücke übernachten. Hier haben vor uns seinerzeit schon Abgesandte des International Fario Clubs mit seinem prominentesten Vertreter Charles Ritz, sowie General Eisenhower und einige Vertreter verschiedener europäischer Königshäuser genächtigt.
Nicht zuletzt war die Marienbrücke die Wirkungsstätte von Hans Gebetsroither, der hier Jahrzehnte seine „Hohe Schule auf Äschen und Forellen“ praktizierte und vor allem weiter gab.

An diesem Ort wurde soviel Fliegenfischergeschichte geschrieben, dass es müßig wenn nicht unmöglich wäre, hier einen kompletten Abriss davon zu geben. Ich kann nur sagen, dass man hier selbst unter den neuen Pächtern in jeder Ecke dieses gemütlichen Hotels diese Geschichte spürt, ganz besonders natürlich im liebevoll eingerichteten „Gebetsroither-Stüberl“ – einem kleinen Saall mit vielen Bildern, Fangstatistiken, Relikten und Schriftstücken aus Neger-Hans' Zeit.

Wie der Name schon sagt, liegt das Hotel in einem Waldstück, nur einen Steinwurf von der Traun entfernt. Unterhalb des Traunkraftwerkes am Auslauf des Gmundener Sees beginnt die bekannt 14 Kilometer lange reine Fliegenfischerstrecke, die kurz bis hinter den Traunfall bei Viecht reicht. Seit einiger Zeit wir diese Strecke von den Freunden der Gmundener Traun gepachtet und bewirtschaftet www.freundedergmundenertraun.at.

Über die Fischerei in der Gmundener Traun wurde schon soviel geschrieben, vertont und verfilmt, dass ich mich kurz fassen möchte. Dieser riesige Fluss bietet eine hervorragende Trockenfischerei in glasklarem aber tiefen Wasser auf wirklich grosse Äschen (Mindestmass 50cm), Bachforellen und Regenbogen, wie sie sonst in Europa selten ist. Die tolle Wasserqualität und das hohe Insektenvorkommen ermöglichen gute Schlüpfe von Eintags-, Köcher- und Steinfliegen. Im Kehrbereich einer Brücke fand ich im Oberflächenfilm der wie Gemüsesuppe aussah, tausende gelbliche Puppenhüllen einer Köcherfliegenart und unzählige Eintagsfliegenspinner.

Trotzdem ist die Fischerei keineswegs einfach. Deep Wading bis zur Oberkante der Wathose ist auch beim Trockenfischen angesagt, um dahin zu kommen, wo die Fische gerade in diesem riesigen Fluss steigen. Ich habe ausschliesslich Trocken gefischt und konnte zwar nur ungefähr 15 Fische landen, davon waren aber einige sehr stattlich und können eigentlich in dieser Grösse nur in einem solch grossen Fluss vorkommen. Neben Äschen und ein paar toll gezeichneten Brownies fich ich noch ein paar Regenbogen, zwei Döbel und einen Barsch. Eine wirklich grosse Bachforelle ist nach einigen Minuten drillen leider ausgeschlitzt.

Gesehen hab ich ausserdem in einem kleineren Pool einen Hecht von geschätzten 1,20m Länge und einige Barben, welche beide jedoch meine 16er Klinkhamer verschmähten.

Gefischt hab ich hauptsächlich in den ewig langen Zügen bei Steyrermühl (dort gibt's auch direkt am Fluss den Loidl Fly Fishing Store) und bei Theresienthal. Überlaufen ist die Gmundener Traun trotz ihrer Bekanntheit aber nicht. Während meiner Fischerei bin ich nur 2 anderen Fliegenfischern begegnet. Man muss fairerweise auch sagen, dass die Preise für Tageskarten und Fischereibücherl recht stolz sind.

Ein wenig enttäuscht war ich von der Tatsache, dass dieser schöne Fluss doch recht verbaut ist durch Staustufen, Kraftwerk, Papiermühle, etc. Ich sehe halt lieber einen wirklich naturbelassenen Fluss, wo ich weiss, dass meine Tageskartengebühr auch für die Erhaltung eines natürlichen Lebensraumes genutzt wird.

Dennoch, und vor allem der Geschichte wegen, kann ich jedem interessierten Fliegenfischer empfehlen dort mal für eins zwei Tage zu fischen. Eine grosse Braune fängt man nicht jeden Tag auf Trockenfliege.

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