British Fly Fair International – November 2007 HFFlogo
Ein paar Impressionen von Nico Popp

Über die letzten Jahre hatte ich schon oft von der Britisch Fly Fair gehört. Sie ist die grösste Fliegenfischer und –bindermesse Grossbritanniens (und sicher auch Europas). Da meine Frau zur Zeit in London arbeit und wir an den Wochenende sowieso zwischen den Welten pendeln, bot sich dein Besuch der Messe am 4. November 2007 regelrecht an. Als Abgesandter der Heartland Fly Fishers hielt ich die deutsche Fahne hoch, denn trotz des „International“ im Titel der Veranstaltung, war die ganze Sache doch „very british“. Die zweitgrösste Gruppe stellten die Amerikaner, welche etliche Binder ins Rennen schickten. Ich hab leider nur einen Deutschen getroffen.

Mitten auf dem Land sollte die Messe stattfinden. Genauer gesagt in Stoke-on-Trent (schonmal gehört?), irgendwo zwischen Birmingham und Manchester im Herzen Englands. Peter Micknass, der die Messe vor Jahren schon einmal besuchte, gab wir vorher ein ungefähres Bild von dem, was ich zu erwarten hätte: „Ehrwürdige englische Lords in Tweed Jacken, Jagdhunden und einer Hardy“. Genauso war es dann auch.

Ausser dem Riesenzelt, in dem die Veranstaltung stattfand, erinnerte alles gediegenen alten englischen Landhausstil. Sehr gemütlich und entspannt. Neben allen namhaften Herstellern, hatten sich unzählige bekannte Binder und Werfer angesagt.

Die meisten der Binder banden unermüdlich den ganzen Tag, sodass genug Zeit blieb ihnen auf die Finger zu schauen und sich mit jedem persönlich zu unterhalten, und dass obwohl es knackevoll war. Nur um ein paar Namen zu nennen:


Oliver Edwards,

Marc Petijean, Hans Weilenmann, Paul Whillock und


Charles Jardine

waren neben vielen anderen dabei. Nicht zu vergessen die


„Flydressers Guild“

die weltweit grösste Vereinigung von Bindern. Sie tat viel für den Nachwuchs, der kostenlos Unterricht in Sachen Federn und Haken erhielt. Schöne Sache.

Daneben gab es auch grosse Bindevorführungen von den Meistern unseres Fachs vor einer riesigen Videoleinwand, auf der jede Fiber einer Midge auch noch in der letzten Reihe gut erkennbar war. Werferisch demonstrierten Hywel Morgan, Gary Coxon, Roman Moser und andere ihr Können.

Besonders beeindruckt hat mich der Stand von „Cooks Flytying Materials“. Die hatten wirklich alles, was das Herz eines Fliegenbinders höher und schneller schlagen lässt. Alle Materialien waren von ausgezeichneter Qualität. Von CDCs in allen erdenklichen Farbnuancen bis zu erlesenen (und sonst nicht mehr verfügbaren) Materialien für klassische Lachsfliegen. Letzter waren unbezahlbar, über 100 Euro pro Feder ist schon Wahnsinn. Da gab es Federpaare, die hab ich zuvor in Deutschland oder sonst wo noch nicht gesehen.

Viel Andrang gab es auch am Stand von Orvis, wo Oliver Edwards seine Klassiker vorband und in einem Aquarium einen Auszug aus einem Chalk Stream mitbrachte. Dort konnten Besucher alles unter die Lupe nehmen, was so im Kreidefluss kreucht und fleucht. Da gab es Maifliegennymphen, die fast so lang waren wie mein kleiner Finger. Kein Wunder also, dass die Brown Trouts dort so gut abwachsen.

Eine der erste Fragen die man nach dem Besuch einer Messe ja immer zu hören bekommt, ist die nach irgendwelchen Neuerungen. Meine Antwort hier: Gott sei dank gab es nicht so viele davon. Die wirklichen Neuerungen betrafen neuartige Griffformen (man beachte die 3 „f“ nach neuer Rechtschreibung). Allen voran die „Zpey“ mit dem „bahnbrechenden“ abgewinkelten Griff für Zweihandruten (fragt nicht nach dem Preis für diese Neuerung aus Presskork). Aber auch andere Hersteller haben jetzt Ruten mit Pistolen-, Revolver- oder Gewehr-griffen. Die Zukunft geht also eindeutig in Richtung Fischeerschiessen. Naja, irgendwie müssen die Umsätze ja angekurbelt werden und da verkauft sich Neues (wenn auch sinnlos) eben besser als Tradition... Bitte nicht falsch verstehen, wo eine Neuerung Sinn macht, möchte ich auch nicht am Alten festhalten. Ich stehe auch lieber ein einer 3-lagigen Atmungsaktiven als in einer löchrigen Gummihose. Nur erschliesst sich mir der Sinn nicht von vielem was heute auf den Markt kommt.

Insgesamt war es aber eine tolle Veranstaltung in der die Tradition und der Ursprung unserer Passion noch weit mehr im Vorderund standen als das bei vielen Messen in Deutschland der Fall ist. Das fing mit original klassischen Lachsfliegenmustern an, ging über antike gespliesste Ruten die Höchstpreise erzielten und endete nicht zuletzt mit den typisch britischen Fliegenfischern, die sich ihre Art zu fischen und ihre Gewässer zu bewirtschaften seit Jahrhunderten beibehielten.

Es wäre toll, mehr von dieser Art Messen auch in Deutschland zu sehen.

Cheers & tight lines,
Nico.

PS: Wer mehr erfahren möchte: www.bffi.co.uk

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