Gebirgsfischen in Mittersill, Österreich HFFlogo
Ein Bericht von Peter Eckerle

Zwischen dem 2. und 9. Juli 2011 gönnten sich Günter und ich eine Woche im Fischerhotel Bräurup in Mittersill. Nach unserem Trip im Frühjahr zusammen mit Klaus nach Dänemark und den mäßigen Fangergebnissen dort, hatten wir hohe Erwartungen an das, was uns dort erwarten würde.
Das Fischerhotel Bräurup hat eine lange Tradition. Über die Zeit hat der Betreiber die Fischereirechte für 130 km Fließgewässer, 2 Stauseen und 6 natürliche Seen erworben, die man mit einer einzigen Karte befischen kann. An das Hotel angeschlossen befindet sich ein Fischergeschäft, in dem wir eine Menge Tips bekamen und auch mal eine Tube Aquasure für die natürlich ausgerechnet im Urlaub undicht werdende Wathose von Günter. Die Gewässer sind in verschiedene Kategorien eingeteilt. In vielen Gewässern gilt fly only und catch and release. Einige Gewässer dürfen ebenfalls nur mit der Fliege befischt werden, dort darf aber ein Fisch entnommen werden, der dann zum Abendessen serviert wird. Die Kategorie Mischgewässer darf mit unterschiedlichen Methoden befischt werden – die Entnahmeregelungen sind unterschiedlich. Trophäenfische dürfen überall entnommen werden, wenn sie präpariert werden. Das Hotel schickt die Fische ein und stellt so sicher, dass diese nicht doch in der Pfanne landen. Die Gewässer sind sehr unterschiedlich und für jeden Geschmack ist sicherlich etwas dabei. Das Hauptwasser ist ein langer Abschnitt der Salzach, leider in großen Teilen begradigt, schnell fließend und durch die Einfassung mit großen Steinblöcken am Ufer nur schwer begehbar. Gefischt wird meistens an den Einläufen der vielen Nebenflüsse. Eingeweihte fischen mit einem großen Bleischrot am Schnurende und einer Springerfliege darüber und lassen die Montage nah am Ufer an sich vorbei über den Boden hopsen. Aufgrund der vielen Steine ist man am Abend meistens eine Menge Blei los, wenn man Glück hat, aber einen großen Fisch reicher. Verbürgte Fangberichte mit Fotos geben Forellen über 70cm an, weniger verbürgte Schilderungen sprechen von Äschen über 60cm und Forellen an der Metergrenze.
Diese Art der Fischerei war nichts für Günter und mich. Ein Pärchen aus der Schweiz versicherte uns, dass sie bei ihren ersten Aufenthalten dort die gleiche Einstellung gehabt hätten. Dies würde sich aber schnell ändern, wenn die erste 50er Äsche oder 60er Forelle in der Strömung der Salzach zur Flucht ansetzt. „Glücklicherweise" kamen wir aber gar nicht in Versuchung, da die Salzach um die Jahreszeit ab dem Zufluss des Obersulzbach durch Sedimente milchig weiß gefärbt war und die Sichttiefe über 10 cm kaum hinausging. Wir verbrachten nur an zwei Abenden jeweils etwa 2 Stunden dort und fingen immerhin auf Streamer zwei Bachforellen, einen Bachsaibling und eine Regenbogenforelle zwischen 30 und 41cm. Die übrigen Fließgewässer reichen von Rinnsalen, die in ihrer Breite die Tippetlänge nur unwesentlich übersteigen und einer Trockenfliege reiche Möglichkeiten bieten, am Grund hängen zu bleiben bis zu tosenden Gebirgsbächen und schönen Wiesenflüssen mit abwechslungsreichen Strecken. Wir haben uns bemüht, in der Woche viele der Gewässer zu befischen und zumindest einen ersten Eindruck davon zu bekommen. Das Fazit vorweg: Auch wenn man von den 130 km die Hälfte als nahezu unbefischbar abziehen muss, lohnt der Rest einen Besuch auf jeden Fall.

Tag 1: Stubach und Elisabethsee

Der Stubach ist auf einem etwa 3 km langen Abschnitt von der Einmündung in die Salzach aufwärts mit der Karte befischbar. Es ist reichlich Wasser im 4-8 m breiten Fluss und das Gefälle ist moderat bis gering. Der Bach ist reichlich von Bäumen gesäumt, so dass die meiste Zeit gewatet werden muss, was aber problemlos möglich ist. In den Kurven bilden sich regelmäßig tiefe Rinnen unter überhängenden Zweigen, die interessante Herausforderungen darstellen. Ein tiefer Pool auf gerader Strecke hatte es uns besonders angetan. Auf der Suche nach einem Wiedereinstieg ins Wasser wanderte ich etwa 2 m oberhalb des Wassers und sah in dem Pool einige schöne Fische stehen. Während Günter sich im Wasser näherte, fischte ich vom Ufer aus mit schweren Fasanenschwanz-Nymphen und kurzen Würfen.

Da ich die Fische die ganze Zeit beobachten konnte, war ich klar im Vorteil und fing zwei Äschen von 35 und 36 cm sowie eine Regenbogenforelle von 41cm. Eine gewisse Herausforderung bestand allerdings darin, die Fische von einem Baumstumpf ca. 1 m über dem Wasser aus in den Kescher zu manövrieren. Später konnte Günter von der gleichen Stelle aus noch zwei Forellen gleicher Größe landen. Ansonsten fingen wir noch einige Forellen und Äschen im Durchschnitt von etwa 25 cm. Im unteren Bereich wurde der Stubach dann sehr ruhig und der Grund eher schlammig, was uns weniger zusagte.

Am Nachmittag fuhren wir zum Elisabethsee weiter. Der See liegt malerisch in einer Talsohle und gehört eher zu den kleineren Seen. Das Wasser ist absolut klar und nicht besonders tief. Im Einlaufbereich des Amerbachs hat sich durch Ablagerungen eine sehr flache Zone gebildet, die aber (wie an anderen Seen auch) eher schlammig war. Von der einen Längsseite des Sees ließ sich gut werfen, die andere war mit Bäumen bis direkt ans Wasser gesäumt. Die Fische konnte man gut ausmachen, diese aber auch die Schnur, so dass sich der Fangerfolg auf eine 35 er Bachforelle von Günter beschränkte.

Tag 2, 3 und 5: Krimmler Ache

Die Krimmler Ache ist der Hauptzufluss der Salzach. Die Krimmler Wasserfälle sind mit 300m als die höchsten in Europa bekannt. Gefischt wird auf einer Hochebene oberhalb der Wasserfälle in etwa 1600m Höhe. Man erreicht die Ebene nur mit einem Shuttletaxi, das vorher reserviert werden muss. Das Taxi fährt vormittags und nachmittags je zwei Mal, die erste Hinfahrt ist um 8.45Uhr, die letzte Rückfahrt um 17Uhr. Start ist ein Parkplatz in Krimml, oben auf der Ebene kann man sich jederzeit absetzen lassen. Endstation ist das Krimmler Tauernhaus auf 1622m Höhe.

Als einziges Gewässer besteht an der Krimmler Ache eine Begrenzung auf 10 Fischer gleichzeitig. Diese verlaufen sich aber dann auf einer Strecke von 12km vom Tauernhaus abwärts. Zusätzlich kann noch eine etwa 2km lange Strecke oberhalb des Tauernhauses befischt werden, die aber nur über einen gut 30minütigen Fußmarsch und 100Höhenmeter erreicht werden kann und daher wenig befischt wird. Die ersten 8km vom Tauernhaus abwärts fließt die Ache recht schnell, einige tiefe Pools und Rinnen wechseln sich mit schnellen Gefällstrecken mit dicken Steinen und flachen Rieselstrecken ab.

Danach beginnen 4km mit Wiesenflusscharakter, in denen die Ache in breiten Zügen mäandert. Die Außenkurven sind zum Teil sehr tief, außerdem gibt es zahlreiche große und Tiefe Pools. Wer möchte kann danach noch auf ca. 1km im Wildwasser direkt oberhalb der Wasserfälle fischen, was wir aber den Extremsportlern überließen. An den ersten zwei Tagen war das Wasser ganz klar und grünlich gefärbt. Am dritten Tag hatte es nachts geregnet und das Wasser war höher und leicht milchig, aber immer noch sehr gut befischbar.

Die Ache war klar der Gewinner im Wettbewerb der Gewässer. Landschaftlich sehr reizvoll und mit reichlich Fisch gesegnet. Die ersten zwei Tage teilten Günter und ich uns auf, einer fing oben, der andere unten an. Im oberen Teil fingen wir überwiegend Bachforellen, die meisten Ende 20cm bis Mitte 30cm. Im unteren Teil überwogen die Bachsaiblinge. Es war interessant zu beobachten, wie aggressiv die Saiblinge eine gehakte Bachforelle verfolgten und versuchten, diese von ihren Standplätzen fern zu halten. Am dritten Tag fischte Günter die Strecke oberhalb des Tauernhauses, während ich nochmals die untere Strecke in Angriff nahm.


Sowohl Günter als auch ich konnten einen Bachsaibling von knapp über 40cm landen. Desweiteren gab es viele Fische über 30cm und jede Menge kleinere. Auch bei trüben und schnellem Wasser haben wir die meisten Fische auf Trockenfliege gefangen, wobei Sedges und schwarze Eintagsfliegen am erfolgreichsten waren.

Tag 3: Blausee

Am Abend des dritten Tages fuhren wir nach dem Besuch der Krimmler Ache noch zum Blausee. Den Weg ging es hinauf am Obersulzbach der mit seiner Sedimentfracht für die Trübung der Salzach verantwortlich ist. Oben angekommen blickten wir auf einen weiß gefärbten Stausee mit nicht vorhandener Sichttiefe. Nach zunächst großer Enttäuschung kamen wir dann aber doch noch hinter einer Kuppe zum Blausee, der mit absolut klarem Wasser das genaue Gegenteil des Stausees war. Die Fische waren nicht so scheu wie am Elisabethensee und so konnte Günter immerhin fünf Bachforellen um die 30cm landen, während mir nur eine der gleichen Größe beschieden war.

Tag 5: Hintersee

Am vorletzten Tag wollten wir unbedingt den Hintersee aufsuchen, der Berichten nach mit großen Äschen und Seesaiblingen lockte. Deutlich größer als Elisabethen- und Blausee führte der Hintersee das gleiche glasklare Wasser und war überdies in einem wunderschönen Talkessel gelegen. Der See teilt sich in zwei Abschnitte, von denen der kleinere durch einen kleinen Verbindungskanal mit dem Hauptsee verbunden ist. Dieser Teil ist so gut verborgen, dass man ihn kaum findet, wenn man nicht weiß, dass er da ist. Wir hatten tolles Wetter und die Sonne zeigte sehr gut die Fische am Gewässergrund stehen oder unter der Oberfläche auf der Suche nach Insekten patroullieren. Ich widmete mich dem kleineren Seeteil, während Günter den großen Abschnitt befischte. Ich fischte am Einlauf eines kleinen Bergbaches, in dessen Mündungsbereich man einige gute Fische stehen sah. Allerdings waren diese wieder so scheu, dass schon das Ablegen des Vorfachs mit Flucht beantwortet wurde. So kam ich über eine immerhin knapp 40cm großen Bachsaibling nicht hinaus, der sich einer halb untergezogenen Emerger-Fliege annahm, die eine knappe Minute einsam auf dem See trieb.

Günter war ungleich erfolgreicher. Er hatte eine Stelle gefunden, an der anscheinend eine Quelle aus dem Seeboden kam und an dem man von oben massenweise Seesaiblinge, sowie einige Bachsaiblinge und Forellen sah. Die meisten davon lagen bei knapp 20cm aber einige größere Fische zogen dazwischen ihre Bahnen. Und so fing Günter einen Fisch nach dem anderen, wobei die kleineren meistens schneller am Haken waren. Unterm Strich kamen aber auch zwei Fische von gut über 30cm dabei heraus und die einzigen Seesaiblinge des Urlaubs. Die Äschen haben wir nicht gefunden. Später bekamen wir erzählt, dass diese am Verbindungskanal der beiden Seeteile am Grund stehen würden und auf angeschwemmte Nahrung aus dem Kanal warten würden. Zu fangen seien diese am Nachmittag bei schräg stehender Sonne, so dass man die Fische sehen könnte – zu viele Parameter für den ersten Aufenthalt. Auch die großen Seesaiblinge blieben uns verborgen. Um an diese ranzukommen seien Streamer anzuraten, die weit draußen am Gewässergrund angeboten werden sollten.

Fazit des Tages: Ein sehr schönes Gewässer für eine anspruchsvolle Pirsch auf schöne Fische. Tag 6: Finkau-See Am letzten Tag entschlossen wir uns nach langem Zögern zu einem Besuch des Finkau-Sees. Im Fischereigeschäft bekamen wir den Hinweis, dass dieser aufgrund des Schmelzwassers ziemlich trübe sei und kaum mehr als 20cm Sichtweite böte. Abgeschreckt durch den Anblick des Stausees vom Obersulzbach (neben Blausee) hatten wir kaum Hoffnung auf einen guten Angeltag. Andererseits war der See als sehr schön und mit großen Fischen gesegnet beschrieben worden.

Als wir ankamen, waren wir mehr als positiv überrascht. Zwar hatte der See nur ca. 30cm Sichttiefe. Mehr war aber auch gar nicht nötig, weil sich die Fische zur Nahrungsaufnahme an der Oberfläche versammelt hatten und eifrig schwarze Fliegen einsammelten. Günter fischte vom Hauptzulauf des Sees aus, während ich von einer Sandbank ca. 30m entfernt das Kehrwasser des Einlaufs bearbeitete. Die Fische bissen und Günter konnte in ca. 2 Stunden 5 gute Fische landen, darunter eine wunderschöne Äsche von 43cm. Ich bekam drei Bisse, konnte aber keinen verwerten. Gegen 1Uhr hörte der Stieg plötzlich auf und Günter widmete sich dem Bach, der aus dem See austrat. Leicht frustriert packte ich mein Ponton-Boot aus und beschloss, entspannt auf dem See zu paddeln und die Fische zu suchen. Abgesehen von sehr vereinzelt steigenden Fischen war aber kaum Aktivität zu sehen und so verwendete ich eine Fasanenschwanz-Nymphe mit kleinem Tungsten-Kopf. Am Seeauslauf wurde die Suche mit einer Äsche von 25cm belohnt, mein erster Fisch und ein Motivationsschub. Günter war zwischenzeitlich von seinem Ausflug zurück (mehrere kleinere Forellen und Saiblinge).

Da sich immer noch keine Aktivität zeigte, beschlossen wir, uns im Hotel am Seeufer einen Kaffee und ein Stück Kuchen zu gönnen und fühlten uns dabei einigermaßen dekadent. Gegen 16.30Uhr waren wir fertig, pünktlich zum Beginn des Abendsprungs. Wieder gab es jede Menge Aktivität an der Wasseroberfläche und wieder waren schwarze Fliegen das Ziel. Diesmal ausgerüstet mit dem Ponton-Boot nahm ich die Pirsch auf, während Günter wieder an den Einlauf ging. Hochspannende zwei Stunden folgten, in denen wir dunklen Schatten dicht unter der Oberfläche folgten und die Fliege in die vermutete Schwimmrichtung präsentierten. Das trübe Wasser wurde hierbei zum Vorteil. Zum Teil tauchten die Fische nur einen Meter vom Boot entfernt aus dem Wasser. Mit 7 Fischen von etwa 40 cm konnte ich den Vormittag vergessen machen. Darunter waren zwei Äschen, drei Bachforellen und eine Seeforelle.

Nach anfänglichen Problemen mit Gegenwind kam Günter wieder besser ins Spiel als der Wind nachließ und fing ebenfalls noch 6 Fische gleicher Größe, darunter auch zwei schöne Seeforellen. Hochzufrieden machten wir uns gegen 19 Uhr wieder auf den Rückweg von einem sehr empfehlenswerten Gewässer.

Nach 6 erfolgreichen und schönen Angeltagen, machten wir uns sehr zufrieden auf die Rückreise. Sicher bieten die Gewässer noch jede Menge weiterer Möglichkeiten, wenn man sich besser auskennt. Ob wir diese Möglichkeiten bei weiteren Besuchen erkunden werden, steht noch nicht fest.

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