Drei tolle Tage der Heartlands im Sommer 2006 |
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von Nico
Achtung: Dieser Bericht entspricht nicht der kürzlich verabschiedeten
Rechtschreibreform, ich hoffe ihr könnt ihn trotzdem lesen!
"Sommerfest" wie sich das schon anhört. Klingt doch eher nach Völlerei,
Langeweile und gemeinsamen Saufgelage im Kleingartenverein. Was hat das denn
bitteschön mit unserer Passion dem Fliegenfischen und insbesondere den
Heartlands zu tun? Die Antwort ist einfach: Gar nix! Deshalb sah unser
Sommerfest in den herrlich sonnigen Tagen vom 7. bis zum 9. Juli 2006 auch ganz
anders aus und selbst die Spiele um Platz 1 und 3 der Fußballweltmeisterschaft
konnten kein interessiertes Clubmitglied davon abhalten, teilzunehmen.
Schon lange vorher wurde bekannt, dass sich zwei lebende Legenden des
Fliegenfisches zu uns gesellen wollten. Zum einen war das wieder einmal unser
Freund und Ehrenmitglied Sepp Prager und zum anderen kam mit Ihm Horst Hansen,
welcher schon die Natur vieler schöner Fliegengewässer in Bildern für uns
festhielt. Daneben strahlte natürlich auch der Hauptgewinn unseres diesjährigen
Bindewettwerbs eine gewisse Anziehungskraft aus. Gab es doch noch nie neben den
vielen Gutscheinen vom Angel-Bär eine einwöchige (Lachs-) Reise ins County
Kerry im Süden Irlands auf dem Cottage unseres Mitglieds Peter "Gig" Newman zu
gewinnen. Nochmals vielen Dank an Gig für diese klasse Geste!
Auch wenn sich die Ereignisse überschlugen und so viele Erinnerungen
zurückblieben, alles schön der Reihe nach:
Ein langer Freitagabend, 7. Juli
Da man sich über die Sommermonate nicht so oft sieht, war es erstmal toll,
altbekannte Clubkameraden im Kolleg der „Krone“ in Hochstadt wieder zu treffen
und die neuesten Fang- und Fischberichte als auch Bindematerialien
auszutauschen. Ernst, vielen Dank für das ganz weiche Fell von dem etwas zu
dick gewordenen kleinen grauen Eichhörnchen…lässt sich ganz anders verarbeiten.
Mit kleinen Gastgeschenken (das handgemachte Messer von Gerd war ein Traum)
haben wir natürlich auch unsere Ehrengäste willkommen geheißen und freuten uns
riesig, dass sie trotz langer Anreise nicht nur ihre Erlebnisse mit uns
teilten, sondern auch noch zünftig mitfeierten.
Trotz aller Wiedersehensfreuden wurde es ungewohnt schnell ruhig unter den 20
Fliegenfischern als die zwei Altmeister das Wort ergriffen, um aus Ihrem der
Fliegenfischerei verschriebenen Leben zu erzählen.
Den Beginn macht Horst Hansen der mit seinen grandiosen grandiosen Bildern die
letzten dreissig Jahre Fliegenfischerei in Europa Revue passieren
ließ.
Danach begann der praktische Teil und Sepp begann mit einer
Bindevorführung,
wie ich sie noch nie erlebt habe. Da ich dem Meister zum ersten Mal auf die
Finger schauen durfte, war die Erwartung und Spannung gross. Umso überraschter
war ich, als seine Vorführung so gar nicht dem ähnelte, was man von Zeit zu
Zeit auf den grossen Fliegenfischer-Shows zu sehen bekommt. Er zelebrierte es
auf seine ganz spezielle Art. Nachdem Gebetsroither's ureigener Whip-Finisher
(wohl so etwas wie Excalibur, das Schwert von König Artus für Fliegenfischer)
herumgereicht wurde, ging es überhaupt nicht mehr darum, die schönste aller
Fliegen zu binden oder die neuesten Techniken vorzuführen. Auch ging es nicht
darum in kurzer Zeit möglichst viele verschiedene Fliegen herzustellen. Im
Gegenteil, der Weg war das Ziel und so folgte praktisch jedem einzelnen
Bindeschritt eine ausgedehnte Anekdote aus dem schier unerschöpflichen
Repertoire dieses weit gereisten Mannes, und zwar so, wie man sie unter
Freunden erzählt – bodenständig, ehrlich und ohne Starallüren. Unter anderen
wurden wir in die Geheimoperation „Frisierter Adler“ eingeweiht und bekamen
einige Tipps wie man sich vor einer Neuseelandforelle anderthalb Stunden
versteckt oder unglaublich dicke Lachse in Norge drillt. Selten hab ich
jemanden mit so viel Überzeugung und Spass an der Sache von seinem Hobby
erzählen gehört. Jedem war spätestens nach einer Stunde klar, dass Sepp
Fliegenfischen nicht einfach nur lehrt sondern lebt und niemanden wunderte es,
dass wir auch nach Stunden nicht über zwei Fliegen (neben einer Peeping Caddis
aus 3 Materialien musste natürlich auch eine Prawu her) hinausgekommen sind.
Zwar waren wir damit weit unter der Schlagzahl seines Lehrvaters Gebetsroither
geblieben (welcher seinerzeit legendäre 8000 Fliegen im Monat band). Aber
trotzdem nahm an diesem unvergesslichen Abend jeder von uns eine Menge von dem
mit nach Hause was Fliegenfischen ausmacht, die Freude an der Sache.
Ein entspannter Samstag, 8. Juli
Natürlich waren wir vom Vorabend kräftig angestachelt und wollten nun endlich
Fische an der Sinn oberhalb von Altengronau fangen. Diese Strecke die
normalerweise nur Jahreskarteninhabern zugänglich ist, wurde für uns und
unserer Gäste exklusiv durch die Arge Sinntal geöffnet.
An dieser Stelle ist
nochmal ein Wort des Dankes angebracht, und zwar nicht für die Öffnung der
Strecke an uns. Sondern für die Arbeit der Arge, welche für uns alle ein
unberührtes Stück Natur in seiner ursprünglichen Form bewahrt, was heute ja
leider weder eine Selbstverständlichkeit, noch im bürokratischen Deutschland
einfach ist. Da die meissten der anwesenden Fliegenfischer dies ähnlich sahen,
unterstützten sie diese Arbeit durch eine spontane Spendenaktion mit der
womöglich die Wiederansiedelung des Gründlings vorangetrieben werden kann.
Toll war dann auch, dass Sepp uns allen zum einen umfassenden Wurfkurs
(inklusive des allseits bekannten Bogerlwurfs) und zum anderen die Feinheiten
verschiedener Stile erläuterte, ohne dabei in Schubladen zu denken.
Im
Gegenteil, er zeigte dass man durch Abwandlung oder Kombination
unterschiedlicher Schulen (so zum Beispiel von Anderson und Gebetsroither)
effizient und ästhetisch werfen kann. Wer wollte, der bekam danach sogar noch
einen Einzelkurs von ihm.
So langsam konnten dann aber doch immer mehr Teilnehmer ihre Anspannung nicht
mehr verbergen und wollten nach all der Theorie endlich zu dem übergehen, wofür
wir gekommen waren: Fische fangen.
Obwohl auch die Sinn letzten Winter von der
schwarzen Plage (irgendwo müssen sich die explodierenden Komoranbestände ja
ernähren) heimgesucht wurde, konnten wir einige gute Fische landen, vor allem
auf tief geführter Nymphe. Unter anderem konnte Rudi eine Äsche von 47cm
landen, ein herrlicher Fisch der von den Vögeln verschont wurde und hoffentlich
in Zukunft noch für Nachkommen sorgen wird. Es war klasse immer wieder am
Wasser auf das ein oder andere Mitglied zu treffen, zu fachsimpeln und Fliegen
auszutauschen.
Oder einfach zum Hauptquartier (die grosse Grillhütte hinter dem
Sportplatz) zu gehen und mit allen, die es etwas ruhiger angehen liessen, ein
Gläschen Wein zu trinken und über die gute alte Zeit zu philosophieren in der
die Äschen noch dick und die Forellen noch meterlang waren und Peter M. noch
keinen Bart hatte (ich hoffe du hast inzwischen deinen Lachs und kannst ihn
endlich abschneiden). Ich glaub das gehört einfach zu unserer Passion...
Zu alledem passte ganz gut, dass wir den Abend im gemütlichen Jossgrund
ausklingen liessen. Wir hatten auch noch Glück denn neben den Heartlands hatte
sich auch eine Vereinigung der deutschen Barbecue Weltmeister angesagt und so
hatten wir nicht nur ausreichendes sondern auch extrem leckeres Essen. Es gab
nichts, was vor dem Grill der Jungs davonkam, nicht mal Eiscreme und Sahnetorte
(es gab aber auch konventionellere Kulinaritäten wie Steaks, Gemüse und
natürlich Fisch vom Grill).
Trotz aller Köstlichkeiten liessen sich vor allem die Weitgereisten (zum
Beispiel Christian aus Hamburg und Paul aus der Bretagne) den Abendsprung nicht
nehmen. Dabei schlüpften – wenn auch lokal sehr begrenzt – noch mal ein paar
Köcherfliegen, sodass eine ganz gute Trockenfischerei in der Dämmerung möglich
war.
Auch konnten wir im letzten Tageslicht einen der Biber beobachten, die
sich aufgrund der Renaturierungsmaßnahmen im Sinntal endlich wieder heimisch
fühlen.
Summa summarum: Es passte einfach alles an diesem Tag: Freunde, Fische, gutes
Wetter, leckeres Essen, entspannte Unterhaltungen und ein paar gelungene Weine
- was konnten wir mehr erwarten?
Der entscheidende Sonntag, 9. Juli
Die Gelöstheit der vergangenen zwei Tage verwandelte sich am Sonntag in pure
Anspannung. Nun gings um die Wurst. Wie eingangs erwähnt sollte nämlich an
diese Tag, neben unserem alljährlichen Grillfest, die Entscheidung über Sieg
oder Niederlage im Kampf um das Ticket zum Lachsangeln nach Irland auf das
Cottage des Heartlander's Gig Newman fallen. Äusserlich gaben sich natürlich
alle sehr gelassen aber schon beim Anblick der eingereichten Rusty Rats, Ally's
Shrimps und HFF Copper Shrimps war klar, dass jeder sich allergrösste Mühe
gegeben hatte.
Doch bevor diese Entscheidung fiel, machte das Grillfest seinem
Namen alle Ehre und der Hochleistungsgrill vom ASV Hanau (wurde anscheinend
gebaut um ganze Ochsen zu grillen) wurde in Betrieb genommen um ein kräftiges
Lunch für die ca. 40 Teilnehmer zu zaubern.
Eins bleibt ja leider immer ein wenig unerwähnt. Unser Frauen und Freundinnen
die verständnisvoll den ganzen Quatsch mitmachen, nicht murren wenn wir wieder
einmal ein ganzes Wochenende mit einer gewissen Soca oder Savinia verbringen
oder eine Woche Auszeit vom Arbeitsstress in Norge brauchen. Ohne diese
Unterstützung wäre der Spass an der Sache sicherlich nur halb so gross und das
sage ich ganz bestimmt nicht nur damit auch nächstes Jahr wieder diese
herrlichen Salate und Kuchen unser Jahresfest bereichern.
Hier überreichte unser Ehrenmitglied Gerd Damm dem Ehrenmitglied Sepp Prager
den "Sinnorden" für besondere Verdienste um die Geselligkeit ;-)
Zum eigentlichen Höhepunkt des Fliegenwettbewerbes will ich es kurz machen.
Frei nach dem Abba-Motto „the winner takes it all“ hat Markus ganz klar die
Konkurrenz dominiert und hat neben einigen Angel Bär Gutscheinen auch die Reise
ins Land der ungezählten Lachsflüsse abgeräumt.
Die Jury bestehend aus Sepp,
Ernst und Zvonko legte als Hauptkriterium die angenommene Fängigkeit fest und
sah es als erwiesen an, dass Markus in jedem Salmon River mit seinen Fliegen
gross abräumen kann. Wir hoffen natürlich alle, dass er das in Irland im
September 2006 auch macht und wir bald viele schöne Bilder einiger Salare auf
unserer Homepage sehen können.
Wenn die nichts fangen.
Es war noch ein schöner Nachmittag an dem viel erzählt wurde und neue
Freundschaften entstanden bzw. alte intensiviert wurden. Es bleibt zu hoffen,
dass es bei weitem nicht das letzte Wochenende dieser Art war.
Nicht zu
vergessen ist allerdings auch der Aufwand der hinter einem solchen Ereignis
steht. Ich glaube ich spreche im Namen aller Heartlands wenn ich Peter, Markus, Peter,
Ernst und Alfred, für alles was ihr zum Gelingen dieses Wochenendes beigetragen
haben, danke. Chapeau!
Bent Rods!
Tolle Sache!
Nico